Alpwirtschaft

Die Alpwirtschaft

Die Alpen sind das Rückgrat der Urner Landwirtschaft. Das haben schon unsere Vorfahren erkannt. Sie haben die Alpen im Allgemeingut gelassen und schon früh strenge Grundsätze über die Nutzung der Alpweiden erlassen. So konnten die Alpen nicht von einer bäuerlichen Minderheit in Beschlag genommen werden.
Obwohl die Korporation Ursern die mit Abstand grösste Alpweidenbesitzerin in Ursern ist, gehört ihr kein einziges Stück Vieh. Sie überlässt die Nutzung ihrer Alpen den Landwirten und Kleinviehhaltern. Das Vorrecht zu alpen besitzen die in der Korporation wohnhaften Bürgerinnen und Bürger. Doch während sie im unteren Kantonsteil ein in der Regel vererbtes Alprecht besitzen müssen, das sie berechtigt, ihr Vieh – im Maximum 25 Kühe – auf eine bestimmte Alp zu treiben, kennt die Korporation Ursern weder Alprechte noch eine zahlenmässige Höchstgrenze. Im Grundsatz stehen hier jedem im Tal wohnhaften Urschner Bürger sämtliche Alpen zur Nutzung frei. Um aber zu vermeiden, dass plötzlich alle die gleiche Alp bestossen, heisst es bereits im ersten Artikel der Verordnung über die Viehsömmerung, «dass bei erstmaligem Auftrieb der Engere Rat sechs Monate im Voraus über die Anzahl des aufzutreibenden Viehs und das Weidgebiet in Kenntnis zu setzen» sei. Der Engere Rat kann dann nach Rücksprache mit den bisherigen Bewirtschaftern Auflagen verfügen.

Sennten und Einzelalpen
In Ursern wird sowohl genossenschaftlich – in Sennten – als auch einzeln gealpt. Für sämtliches Vieh, das auf Korporationsland aufgetrieben wird, ist ein Weidgeld zu bezahlen. Weil die landwirtschaftlichen Betriebe in Ursern seit den 1960er-Jahren stark zurückgegangen sind, alpen immer mehr auch auswärtige Viehbesitzer in Ursern oder geben ihre Rinder, Schafe und Ziegen zur Sömmerung auf Urschner Alpen. Heute werden in Ursern rund 1550 Rinder, 7800 Schafe und 400 Ziegen gealpt.

Wildheuen

Seit jeher betreiben die Landwirte auch auf den höher gelegenen Alpen Mähnutzung. Diese genutzten, artenreichen Heuwiesen in Steillagen im Sömmerungsgebiet werden als Wildheuplanggen bezeichnet. Wildheuflächen sind überdurchschnittlich reich an Tier- und Pflanzenarten. Mit einer an diese Naturwerte angepassten Nutzung tragen die Landwirte deshalb zur Erhaltung der Biodiversität bei. Die Schweiz trägt für die Erhaltung der Wildheuflächen eine internationale Verantwortung, wird doch nirgendwo anders im Alpenraum dieses Kulturgut so stark gepflegt. Besonders intensiv wird die Wildheunutzung noch im Kanton Uri betrieben. Mehr als 500 Hektaren werden noch regelmäs-sig gemäht. Ökologische Schwerpunktgebiete finden sich im Isental, am Rophaien, auf dem -Urnerboden, im Erstfeldertal, der Römersbalm, auf der Surenen, im Maderanertal und im Meiental.
Doch auch in Uri ist die Nutzung aufgrund fehlender personeller Ressourcen und finanziel-ler Mittel rückläufig. Fehlende Nutzung führt zwangsläufig zur Verbrachung und zur Verwaldung, was mit der Abnahme der Artenvielfalt und des strukturreichen Landschaftsbildes verbunden ist. Der Kanton Uri hat deshalb ein spezifisches Wildheuförderprogramm lanciert. Das Programm zielt darauf hin, die Wildheuflächen in den wertvollen Schwerpunktgebieten angemessen zu unterhalten. Zum Massnahmenkatalog gehören zudem ein Ausbildungsangebot zum Wildheuer und zur Wildheuerin, die Schaffung rechtlicher Grundlagen und eines zeitgemässen Abgeltungssystems, die Entwicklung innovativer Produkte, die Durchführung von Forschungsprojekten, die Förderung des Tourismus und die Öffentlichkeitsarbeit.
Eines der grössten Wildheugebiete der Schweiz befindet sich am Rophaien. Dank dem Föhn, dem ausgleichenden See und der südexponierten Lage leben hier viele seltene Tier- und Pflanzenarten, deren nächste Vorkommen teilweise erst wieder in den Südalpen anzutreffen sind. Um die Anliegen der Wildheunutzung -einer breiten Bevölkerung bekannt zu machen, hat der Kanton in diesem Gebiet einen spe-ziellen Wildheuerpfad realisiert. Der Pfad verläuft entlang der Südwestflanke des Rophaien und bietet eine prächtige Aussicht auf den Vierwaldstättersee und die Urner Bergwelt. Er führt durch offene Wildheuflächen, lichte Föhrenwälder und dichteren Wald. Ein kleines Faltbüchlein stellt den Wildheuerpfad in Wort und Bild vor. Es liefert unter anderem Informationen zum Handwerk, zum Wildheugebiet und zum Waldreservat.